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Fortsetzung 6:
Franz Rudolf Kaußmann und Emilie Kaußmann geb. Michel

  An der Wende zum 19. Jahrhundert entstanden bei sich schnell verbessernden Verkehrsverbindungen an günstigen Handelsplätzen gemeinsame Kommissionsläger, und so wird es auch zu der Michelschen Niederlassung in Guben gekommen sein. Nur habe ich nicht mehr klären können, ob bereits der Vater Josef Michel  oder erst der Sohn Anton  in Guben sesshaft geworden ist. Es ist immerhin erstaunlich, daß Anton Michel schon als 29-Jähriger bei seiner Heirat mit Johanne Emilie Flügel, ihrerseits Tochter eines ehrsamen Bürgers und „Oberältesten des Gewerkes der Kleidermacher zu Guben“ als gleichfalls anerkannter Bürger der Stadt auftritt. So schnell konnte damals ein Zugewanderter das Bürgerrecht einer Stadt nicht erwerben.    

  Ich habe noch das Stammhaus meiner Grossmutter Emilie geb. Michel bei etlichen Besuchen ihrer Gubener Verwandten in den zwanziger Jahren kennen gelernt. Es war ein zweistöckiges Bürgerhaus aus der Biedermeierzeit auf einer Hauptverkehrsstrasse der Stadt. Im Erdgeschoss befand sich zu meiner Zeit das reich ausgestattete Glas- und Porzellanwarengeschäft, im oberen Stockwerk die Wohnung, von der durch eine Glastür ein Gang in das Hinterhaus führte, in dem das Warenlager untergebracht war.

   Nach dem Tode Anton´s Michel, der schon, 52 Jahre alt, am 2.8.1846 verstarb, übernahm Paul Michel, Bruder meiner Grossmutter Emilie, das Geschäft. Er erreichte ein hohes Alter. Auf ihn folgte sein Sohn Georg Michel, etwa gleichaltrig mit meinem Vater Fritz Kaußmann . Beide Vettern waren sich zeitlebens herzlich zugetan; in späteren Jahren verband sie zudem noch die Logenbrüderschaft. Georg Michel hatte nur drei Töchter und die Schwiegersöhne waren an einer Fortführung der Gubener Glaswarenhandlung nicht interessiert. Deswegen verkaufte Georg Michel Haus und Geschäft Anfang der dreissiger Jahre an den Warenhauskonzern Karstadt. 1937 ist Georg Michel gestorben.

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