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Fortsetzung 3:
Franz Rudolf Kaußmann und Emilie Kaußmann geb. Michel

 Im preussisch-dänischen Krieg von 1864 ist er offenbar nicht eingesetzt worden; wohl aber hat er den Feldzug von 1866 gegen Österreich mitgemacht. Sein Regimentskommandeur bescheinigt ihm beim Ausscheiden aus dem Militärdienst, daß er als Regimentsschreiber eine seltene Leistungsfähigkeit entwickelt und besonders in der Mobilmachung des Jahres 1866 dem Regiment vorzügliche Dienste geleistet habe.

   Mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst wurde Rudolf Kaußmann als Vicefeldwebel dem 1. Bataillon des Landwehrregiments Nr. 8 in Frankfurt (Oder) zugeteilt. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 diente er als Reserve-Lazarett-Inspektor bei den Frankfurter Reserve-Lazaretten.

   Wenige Wochen vor dem Ende der aktiven Dienstzeit heiratete Rudolf in Guben Emilie Michel, Tochter des 1846 daselbst verstorbenen Glashändlers Johann Anton Michel. Dann kehrte er in seine Heimatstadt Frankfurt zurück, wo seine Mutter und seine Brüder lebten, und bewarb sich um eine Stelle bei der Stadtverwaltung. Vom 1.7.1868 datiert seine Ernennung zum Polizeiregistrator, 1871 wird er Magistratssekretär, 1876 Magistratskalkulator.

  Wie sah es in Frankfurt aus, als Rudolf Kaußmann Ende der sechziger Jahre dorthin zurückkehrte? Die Einwohnerzahl, die um 1800 etwa 13000 betrug, war um 1860 auf ca. 36000 Seelen angewachsen. Dieses Wachstum war im wesentlichen dem Zustrom von Beamten zu verdanken. Denn als Aequivalent für die 1809 erfolgte Verlegung der Universität nach Breslau wurde Frankfurt 1815 Hauptstadt des neugebildeten Regierungsbezirkes Frankfurt und damit Sitz zahlreicher Verwaltungs- und Gerichtsbehörden. Auch die Garnison wurde erheblich verstärkt. Schließlich wird der Ausbau der Eisenbahnen nach allen Richtungen – Berlin, Breslau, Posen, Stettin und Cottbus den Zuzug von Eisenbahnern bewirkt haben. Demgegenüber hielt sich – im Gegensatz zu den benachbarten Städten Guben und Cottbus – die Entwicklung von Industrie in bescheidenen Grenzen. Hier machte sich der Sog der stürmisch aufsteigenden Weltstadt Berlin stärkstens bemerkbar. Vor allem aber hat der Ausbau des Eisenbahnnetzes in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts der Oderstadt ihre seit dem Mittelalter bestehende Bedeutung als Messe- und Handelsstadt gekostet. Noch um 1850 konnten sich die jährlichen drei Messen der Stadt durchaus mit denen von Leipzig und Frankfurt am Main vergleichen.

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