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Fortsetzung 2:
Franz Rudolf Kaußmann und Emilie Kaußmann geb. Michel

 Das säkularisierte Kloster Neuzelle – die Kirche ist das nördlichste Denkmal schlesischen Barocks – war eine Gründung der Cisterzienser, gehörte zum Markgrafentum Niederlausitz und kam erst 1815 zu Preussen. 1817 wurde dorthin das Lehrerseminar von Züllichau verlegt und im Zusammenhang damit das Waisenhaus eingerichtet. Aus diesen Waisenhäusern rekrutierten sich die Anwärter für die Volksschullehrerausbildung in den Lehrerseminaren. Aber Rudolph Kaußmann ging nicht diesen Weg. Laut Abgangszeugnis ausgestattet mit Tornister, Bibel, Gesangbuch und ziemlich reichlicher Kleidung kehrte er zu seiner Mutter in die Heimatstadt Frankfurt a/O. zurück. Wohl in Erinnerung an den Beamtenberuf seines Vaters wurde er vom 1.5.1852 bis zum 31.10.1854 in das Königliche Domänen-Rent- und Polizeiamt zur „Fortbildung für den höheren Subalterndienst“ in Lehre gegeben. Danach ist er vom 1.12.1854 – 1.10.1856 Rechnungsführer im Amt Lebus gewesen. Lebus ist eine Kleinstadt an der Oder wenige Kilometer nördlich von Frankfurt, im Mittelalter bedeutender Bischofssitz, von dem nichts übrig geblieben ist ausser dem Bischofshaus in Frankfurt. –

  Rudolf Kaußmann beendete seinen Dienst im Amt Lebus, um seiner Militärpflicht zu genügen. Er wurde – wie aus den Angaben in späteren Zeugnissen zu schliessen ist – Soldat im 2. Brandenburgischen Grenadier-Regiment Nr. 12. Dieses Regiment stand in meiner Jugendzeit, bis 1918, in Frankfurt. Das ist jedoch während der Dienstzeit von Rudolf Kaußmann nicht der Fall gewesen. Das älteste noch erhaltene Dokument aus seiner Militärzeit stammt vom 18.1.1862 und ist die eigenhändige Kopie eines Gesuches des damaligen Unteroffiziers und Regimentsschreibers des 12. Grenadier-Regiments in Posen an die dortige Kgl. Rentenbank um Nebenbeschäftigung. Wie aus den späteren Zeugnissen zu entnehmen ist, hatte sich Rudolf Kaußmann für eine zwölfjährige Dienstzeit verpflichtet und die seiner Vorbildung entsprechende Verwendung als Regimentsschreiber gefunden. Alle erhaltenen späteren Dokumente über seine Dienstzeit sind aus Guben/Niederlausitz datiert. Im Januar 1866 ist er Sergeant und Regimentsschreiber, am 14.5.1866 wird er zum Vicefeldwebel befördert. Als solcher ist er im November 1867 als „Zwölfender“ aus dem aktiven Militärdienst ausgeschieden und in die Zivilversorgungsliste aufgenommen worden

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