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 Fortsetzung: Wilhelm Freter und Anna Usbeck

  Am 01.08.1920 stirbt seine Ehefrau Anna, geb. Usbeck. Er heiratet dann die geschiedene Ehefrau eines Berufskollegen. Am 18.08.1927 stirbt er an Nierenkrebs. Über sein Wesen berichtete gelegentlich seine Tochter Mila, daß er ein gemütlicher, zur Bequemlichkeit neigender Mann gewesen sei, zu seinen Kindern ein lieber Vater.    

  Der Vater des Wilhelm Heinrich Freter, Mila Kaußmann´s Grossvater väterlicherseits, war Conrad Hennig Carl Freter. Er wurde am 03.05.1837 in Wilsche, Parochie Gifhorn, im damaligen Königreich Hannover, geboren. In den erhaltenen Urkunden wird er als „Kaufmann“ geführt. In der Geburtsurkunde seines Sohnes Wilhelm, also im Jahre 1878, wird als seine Wohnung Hannover, Escherstrasse 2 a angegeben. Anneliese Freter, Mila Kaußmanns Schwester erinnert sich daran, das Carl Freter später in einem (eigenen?) Haus in der Lemferder Strasse zu Hannover ein Zigarrengeschäft betrieb. Vermutlich war es in diesem Hause, wo ich im Jahre 1936, auf einer Verwandtenreise mit Mila noch die – unverheiratete – Tochter Luise Freter sowie zwei Söhne des Carl Freter und seine Witwe Henriette Freter, geb. Fischer  kennen gelernt habe.    
 
  Als Vater des Conrad Hennig Carl Freter wird in seiner Geburtsurkunde der „Fourier“ Justus Freter genannt. In der Heiratsurkunde des Konrad Hennig Karl Freter (Hannover ev.-luth. Ägidienkirche 1867) wird der Bräutigamvater Justus Freter als Fourier, später Gerichtsvoigt bezeichnet. Fourier war ein militärischer Versorgungsbeamter. Die Formulierung in dieser Urkunde lässt vermuten, daß Justus Freter zur Zeit der Heirat seines Sohnes Karl nicht mehr am Leben war. Die Ehefrau des Justus Freter war eine Louise geb. Voigt, von der Lebensdaten nicht überliefert sind.    

  Die Ehefrau des Conrad Hennig Carl Freter, Kaufmann in Hannover, (12) war Henriette Freter, geborene Fischer . Sie wurde am 22.2.1846 in Hannover geboren und am 12.4.1846 in der dortigen ev.-luth. Garnisonkirche getauft. Ihr Vater Johann Heinrich Hermann Fischer war damals Feldwebel im Königlichen Leibregiment. Vermutlich waren Justus Freter und Joh. Heinr. Hermann Fischer, beide dem Unteroffiziersstande angehörig, Regimentskameraden.    

  Auch der Feldwebel Hermann Fischer wird in der Heiratsurkunde der Tochter 1867 als Gerichtsvoigt bezeichnet. Die Ehefrau des Joh. Heinr. Hermann Fischer, dessen Geburtsort nicht überliefert ist, war Johanne Friederike geb. Börcherts , von der es in der Geburtsurkunde ihrer Tochter Henriette  heisst „aus Emden“. Diese Urgrossmutter der Mila Kaußmann geb. Freter war also friesischer Abstammung, bei dem Urgrossvater Herm. Fischer ist es ungewiss, aber nicht auszuschliessen. Als ich im Sommer 1936 die neunzigjährige Henriette Freter, geborene Fischer bei ihrer Tochter Luise kennenlernte, sah ich eine ehrfurchtgebietende Greisin reinsten friesischen Geblüts vor mir sitzen. Sie, die mindestens vier Kinder großgezogen hat, soll gemäß Familienüberlieferung nach dem Tode ihres Ehemannes viele Jahre hindurch als städtische Fleischbeschauerin ihren Lebensunterhalt verdient haben.    
 
  Anna Elisabeth Freter geb. Usbeck, Mila Kaußmann´s Mutter, stammte von thüringischen (Steinbach-Hallenberg) und hessischen (Hersfeld) Familien ab. Sie wurde am 23.2.1879 in Steinbach-Hallenberg geboren, einer einige Tausend Einwohner zählenden Stadt am Westrand des Thüringer Waldes, östlich von Schmalkalden. Ihr Vater war der eben dort geborene Kaufmann Carl Julius Leonhard Usbeck, ihre Mutter Katharina Wilhelmine geborene Schimmelpfeng stammte aus Hersfeld. Von Anna Usbeck, Milas Mutter, Jugendzeit ist nur ein schwülstiges „Diplom“ des „Lehrercollegiums des Direktor Karl Weiß´schen Töchter-Bildungs-Institus“ zu Weimar vom 30.3.1895 erhalten. Anna Usbeck hat demnach an diesem Institut eine höhere Schulbildung erfahren, wozu es offenbar in ihrer Heimatstadt keine Gelegenheit gab.    

  Wie die thüringische Kaufmannstochter Anna Usbeck an den hannoveranischen Kaufmannssohn Wilhelm Freter gelangte, ist nicht überliefert. Sie heirateten am 28.11.1906 in Steinbach-Hallenberg. Zwischen 1909 und 1914 brachte sie vier Kinder zur Welt, von denen Mila das älteste war. Spätestens im Weltkrieg erkrankte Anna Freter an Lungentuberkulose, der sie im Hungerjahr 1920 erlag. Ihre Tochter Mila, die bei ihrem Tode elf Jahre alt war, hatte ihre Mutter nur als eine immer kranke und pflegebedürftige Frau in Erinnerung. Ihr eigenes Schicksal war in dem ihrer Mutter vorgezeichnet.    

  Der Vater von Carl Julius Leonhard Usbeck  war lt. der erhalten gebliebenen Beurkundungen ein Kaufmann in Steinbach-Hallenberg Christian Usbeck, verheiratet mit Marie Louise geb. Holland, deren Vater Christian Leonhard Holland  in Steinbach-Hallenberg „Hammergewerker“ war.    

  Die Mutter von Carl Julius Leonhard Usbeck war eine geborene Katharina Wilhelmine Schimmelpfeng aus Hersfeld. Sie wurde geboren am 11.11.1849 als Tochter des Kaufmanns Georg Wilhelm Schimmelpfeng  in Hersfeld.  

Die Schimmelpfengs sollen ein altes hessisches Bürgergeschlecht sein, deren Ansehen u.a. durch aus ihnen hervorgegangene evangelische Theologen bis in die Reformationszeit zurückreicht. Um die Jahrhundertwende wurde von den Schimmelpfeng´s eine „Auskunftei“ gegründet, die sich internationalen Ruf erworben hat.    

  Eine Schwester des Carl Jul. Leonhard Usbeck, Emilie Usbeck, heiratete einen Bruder seiner Frau Wilhelmine geb. Schimmelpfeng. (Also die Geschwisterpaare Usbeck und Schimmelpfeng heirateten über Kreuz.) Diese Grosstante Emilie Schimmelpfeng geb. Usbeck wurde Patin von Mila Freter – daher empfing Mila ihren Vornamen Emilie. Die alte „Tante Emilie“ in Hersfeld nahm es mit ihrer Patenpflicht gegenüber ihrem verwaisten Patenkind Mila ernst. Bei der Verwandtentour 1936 wurde ich ihr im alten Schimmelpfengschen Stammhaus in Hersfeld vorgestellt. Eine Tochter der Tante Emilie war mit einem Reichsgerichtsrat Richard Ruhl in Leipzig verheiratet. Tante Emilie empfahl dem Ehepaar Ruhl, sich Mila´s während ihres Studiums in Leipzig anzunehmen. Das taten sie denn auch, über unsere Heirat hinaus. Richard Ruhl starb im Sommer 1942.  

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