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Das Dorf Prützke und die Lehnschulzenfamilie Kaußmann
(Teil 2)

Von den ehemaligen Lehnschulzenpflichten war Frau Wagner geb. Kaußmann nur die Forderung des Lehnsherrn, dem Rat der Neustadt Brandenburg in Erinnerung, daß der jeweilige Hoferbe die Lateinschule der Neustadt Brandenburg besucht haben müsse. (Deshalb habe auch sie noch ihren ältesten Sohn aufs Gymnasium geschickt.) [Eine Abbildung der stattlichen Neustädter Schule aus dem Jahre 1572 befindet sich in F. Schroer: Das Havelland im dreissigjährigen Krieg, Köln 1966]

Über das Dorf Prützke findet sich ein Bericht in dem mehrbändigen Werk von E. Fidicin: Die Territorien der Mark Brandenburg . ...Berlin 1860 Bd. III, S. 45 – 46 (Anl. 4). Danach wird das Dorf zum erstenmale in einer Urkunde des Bischofs von Brandenburg vom Jahre 1193 erwähnt. Es gehörte im Mittelalter einer Familie von Prützke. Als sie im Mannesstamme erlosch, hat 1424 die Neustadt Brandenburg das Dorf zu Lehen erhalten. Dabei blieb es offenbar bis zur Aufhebung der mit Lehn- oder Erbschulzengütern verbundenen Rechte und Pflichten durch die Preussische Kreisordnung vom 13.12.1878 [s. Schultze: Die Mark Brandenburg Bd. V S. 170]. Aber noch 1910 galt Prützke als „Patronatsdorf“ der Stadt Brandenburg [E. Grase: Beitr. z. Verwaltungsgeschichte von Alt- u. Neustadt Brandenburg im 17. und 18. Jh. Dissertation Königsberg 1910].

Zu der Frage, seit wann die Familie Kaußmann auf dem Lehnschulzenhof von Prützke sass, lässt sich urkundlich feststellen, daß es im Jahre 1652 – vier Jahre nach dem Ende des dreissigjährigen Krieges noch nicht der Fall war. Damals beauftragte der Grosse Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg seine „Landreiter“ mit einer Bestandsaufnahme der Bevölkerung in seinen vom Krieg, Hunger und Seuchen heimgesuchten Landkreisen. Unter den erhalten gebliebenen Landreiterberichten befindet sich derjenige über die Zauche, der im Jahre 1935 gedruckt worden ist (Anl. 5). [E. Kittel: Die Zauche und ihre Bevölkerung zur Zeit des 30jährigen Krieges. Beelitz / Mark 1935] Zu diesem Bericht heisst es, daß sich in Prützke 2 Hüfner und 10 Cossäten befinden. Nach Fidicin (s.o.) wurden in einem Schoßkataster von 1624 in Prützke 13 Hüfner und 9 Cossäten gezählt! Am Ende des Krieges war das Dorf der Verödung nahe! Der Dorfschulze von 1652 heisst aber Andreas Schwartz; und weder in der Namensliste des Dorfes Prützke noch der umliegenden Ortschaften taucht der Name Kaußmann auf.

Der erste Lehnschulze namens Kaußmann, den das Kirchenbuch von Prützke ausweist, ist Johann Kaußmann, gestorben am 26.10.1714 (256). Ihm wird im Jahre 1686 in Prützke sein Hoferbe Christian Kaußmann (128) geboren (1686 – 1760). Demzufolge müsste Johann Kaußmann vor 1686 in den Besitz des Lehnschulzenhofes gelangt sein. Da um diese Zeit auch das erhalten gebliebene Kirchenbuch des Dorfes begonnen wurde, hat es den Anschein, daß Anfang der 80iger Jahre des 17. Jahrhunderts eine regelrechte Neubesiedlung und Reorganisation des Dorfes vom Lehnsherrn, der Stadt Neubrandenburg, her erfolgte.

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