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Das Dorf Prützke und die Lehnschulzenfamilie Kaußmann
(Teil 3)

Von woher aber kam nun Johann Kaußmann nach Prützke? War er ein alteingesessener Bürger der Neustadt Brandenburg? Dann müsste der Geschlechtername wenigstens vor 1650 in der Stadt auftauchen. Dafür habe ich bisher einen Nachweis nicht finden können. Gegen diese Möglichkeit spricht die katastrophale Entvölkerung der beiden Städte Brandenburg in der ersten Hälfte des 17. Jhs, die sowohl auf Pest und Hungersnöte wie auf Kriegsverluste zurückzuführen ist. Doch im Jahre 1680 – also eben um die Zeit, als Johann Kaußmann den Lehnschulzenhof in Prützke übernahm, zählte man in der Neustadt Brandenburg bei rund 800 Hausgrundstücken nur 380 bewohnte Häuser, 297 Grundstücke lagen unbebaut – das war ein Fehlbestand von etwa 50 %. [J. Schultze a.a.O. Bd. IV, S. 42]

Eine andere Vermutung über die Herkunft der Lehnschulzenfamilie Kaußmann hat sich für mich aus der Deutung des Namens ´Kaußmann´ ergeben. Schon während meines Studiums an der Universität in Leipzig in den 20iger Jahren wurde ich von dem damaligen Ordinarius für germanische Sprachen, Professor Frings – einem Rheinländer – darauf hingewiesen, daß „Kaus“ eine sehr spezifische niederländische Vokabel sei; sie bedeutet soviel wie „Strumpf“. Das habe ich mir jüngst von Holländern bestätigen lassen. Nun hatte der Grosse Kurfürst Friedrich Wilhelm schon vor dem Abschluss der Friedenstraktate von 1648 damit begonnen, holländische und friesische Bauern zur Ansiedlung in entvölkerten Gebieten seines Staates anzuwerben. [Ein Abkommen des Kurfürsten mit einem holländischen Unternehmer über die Werbung von holländischen Kolonisten ist abgedruckt in: F. Schroer: „Das Havelland im 30jähr. Krieg“. Köln 1966 S. 260 ff.] Ist Johann Kaußmann solch ein holländischer Kolonist oder der Sohn eines solchen gewesen?

Weitere Aufklärung hierüber liesse sich wohl nur durch Nachforschung im Stadtarchiv von Brandenburg erhoffen, es sei denn, daß eine der zahlreichen in und um Brandenburg herum ansässigen Familien diese schon längst betrieben hat.

Von Johann Kausmann, Lehn- und Gerichtsschulze, ist im Kirchenbuch von Prützke nur sein Sterbedatum, der 26.10.1714 überliefert, ebenso wissen wir auch aus dieser Quelle von seiner Ehefrau Maria geb. Kissel nur ihren Todestag: 30.11.1735.

Sein Sohn und Hoferbe, der Lehn- und Gerichtsschulze Christian Kausmann wurde im Jahre 1686 geboren und starb 74 Jahre alt, am 3.11.1760. Er heiratete am 3.12.1716 in Prützke die Gertraud geb. Leo Sie starb fünf Jahre vor ihrem Ehemann, am 7.3.1755. Ihr Vater war der ´Bauer und Ackersmann´ Michael Leo, gestorben am 16.1.1701 in Prützke. Ihre Mutter, Anna, gestorben am 23.5.1735 in Prützke war eine geborene Wilke – sie ist die einzige Vorfahre, deren Familienname in dem Prützker Namensverzeichnis des Landreiters von 1652 enthalten ist.

Erst im 7. Jahr ihrer Ehe, am 31.1.1723 wurde ihnen der Hoferbe, der spätere Lehn- und Gerichtsschulze George Kaussmann geboren. Er wurde 58 Jahre alt und starb am 8.7.1781 in Prützke. Er heiratete, 24jährig, am 13.4.1747 in Prützke die 20jährige Anna Sophie geb. Schröder, die nur 31 Jahre alt, am 24.7.1758 starb. Sie stammte nicht aus Prützke, sondern war die Tochter eines Krügers (= Gastwirt) Joachim Schröder in Grüningen (bei Sondershausen im Harz?) Ihre Mutter hiess Dörte Elisabeth geb. Puff oder Pupp aus Grüningen.