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Die Gemeinde Prützke - Mark Brandenburg (Bezirk Potsdam)

(aufgezeichnet von Joachim Kaußmann, Berlin, 20.12.1982)

  Angeregt durch die Berichte meines Onkels, Dr. Ernst Kaußmann, zur Ahnenforschung der Familie Kaußmann, die ich mit großem Interesse in mich aufgenommen habe, besuchte ich am 18.09.1982 die Gemeinde Prützke, von wo aus wohl die Verbreitung der "Kaußmänner" in Deutsch­land erfolgte.

  Als DDR Bürger, sozusagen ortskundig mit dem dörflichen Milieu einer Gemeinde im Sozialismus, vermischten sich in mir Geschildertes aus Vergangenheit mit der täglichen Erfahrung in der Umgebung zu einem gewissen Vorurteil. Es ist sicher schön zu lesen, daß ich angenehm beeindruckt war, daß meine „Ortskundigkeit" sich sich hier als falsch erwies . Ein gepflegtes, sauberes Dorf . Die Häuser überall frisch ver­putzt bzw. angestrichen. An- und Umbauten erinnerten selten an sonst typische Bauernhäuser in der Mark .Ein Umstand, der sicherlich auf das nahegelegene Stahl- und Walzwerk der Stadt Brandenburg mit einem der höchsten Tarife der DDR zurückzuführen ist, wo wohl nicht wenige Dorfbewohner neben der heimlichen Kleinwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen werden.

  Ein sonniger Sonnabend Vormittag, ein warmer Septembertag, die Kinder waren noch in der Schule, strahlte das Dorfleben, gemütliche, wohltuende Ruhe aus. Mein erster Schritt galt der Dorfkirche. Auf der dortigen Wetterfahne steht die Jahreszahl 1748, wohl ein Umstand, der der Kirche im Jahr des Denkmalschutzes die staatliche Anerkennung als Baudenkmal in der DDR einbrachte, was auch durch ein entsprechendes Schild für jedermann sichtbar beurkundet ist.

  Die Anlagen um die Kirche nebst ehem. Kirchhofsmauer sind dagegen nicht oder besser noch nicht in den Denkmalsschutz einbezogen - ein Widerspruch wird deutlich. Wenig Gläubige, keine lebendige kirchliche Gemeinde einerseits, kein gemeinnütziges Interesse (wie es so schön heißt) für ein gepflegtes Kirchenumfeld andererseits - so einfach ist dies. Die Kirche selbst war verschlossen.

  Da mein zweiter Weg zum Friedhof führen sollte, der aber nicht gleich auszumachen war , erkundigte ich mich bei einem älteren Herrn, dem Revierförster, wie sich alsbald herausstellte.

  Wir kamen ins Gespräch und er bestätigte mir, daß im Dorf noch mehrere "Kaußmänner" lebten. "Gleich neben mir wohnt der ehemalige Großbauer Kaußmann, wenn Sie wolln . . . ?" Nein, ich wollte nicht, das nächste mal vielleicht.

  Der Friedhof, in jüngerer Zeit angelegt, bestätigte wieder den gesamt guten Eindruck des Dorfes. Alle Gräber sehr gepflegt - dem Tode gegenüber scheinen die weltanschaulichen Dinge doch nicht so trennend gegeneinander zu stehen.

  Ältere als auch jüngere Beisetzungen von Kaussmännern, Kausmännern und auch Kaußmännern lagen friedlich beieinander, wobei die erstere Schreibweise die häufigste war. Etwa 30 - 40 Gräber, ein seltsames Gefühl, wenn man dabei in sich die Ahnengeschichte bildlich vorüber­ziehen läßt.

  Auf Empfehlung des Revierförsters besuchte ich noch den 1 km vom Ortsausgang entfernten kleinen See, verblieb da noch etwa eine halbe Stunde und pflückte mir für zu Hause als Erinnerung "Katzenpfötchen“ welche jetzt noch auf meinem Fensterbrett stehen.

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